• Bei Workaholics hängt das Selbstwertgefühl zu stark von der Arbeitsleistung ab.
  • Oft werden die Folgen unterschätzt, weil Leistung fast immer als positiv gilt.
  • Neun Tipps, um diese Negativspirale zu durchbrechen.

 

Gibt man im Internet den Begriff „Workaholics“ ein, stösst man vor allem auf die US-amerikanische Sitcom. Adam, Blake und Anders leben zusammen, sie haben sich auf dem College kennengelernt und es gemeinsam abgebrochen. Daher arbeiten sie als Telefonverkäufer, was ihnen schwerfällt, da die drei sich lieber berauschen und feiern. Das hat nun definitiv wenig mit Arbeitssucht (englisch Workaholism) zu tun. Viel eher geht es da um die Frage: Wie überlebt man die Langeweile am Arbeitsplatz?

Das Wort „Workaholic“ nimmt die beiden Begriffe „work“ (Arbeit) und „alcoholism“ (Alkoholismus) auf. Als Workaholic werden Menschen umschrieben, die besonders viel (und hart), manchmal auch besonders gerne arbeiten, wobei gerade zu Beginn klargestellt werden muss, dass die Grenze nicht einfach anhand von Arbeitsstunden zu ziehen ist.

 

Getrieben von Leistung, Perfektion und einseitigem Selbstwertgefühl

Es gibt aber Menschen, die bezüglich Arbeit ein Suchtverhalten aufweisen und in der Schlaufe gefangen sind. Arbeitssucht im engen Sinne der Krankheit (noch nicht im Diagnosekatalog aufgenommen), bedeutet, abhängig zu sein von Erfolg und Zufriedenheit bei der Arbeit. Stärker formuliert, ein zwanghafter Zugang – ein Getriebensein zu Leistung und Arbeit sowie oft auch ein dysfunktionales Perfektionsstreben mit allen von anderen Abhängigkeitserkrankungen bekannten medizinischen und psychischen Folgen und Folgeerkrankungen. Suchttypisch zeigt sich, einerseits eine langfristig ständige Erhöhung der Dosis, andererseits ein Leben mehr oder weniger ausschliesslich für eine Sache. Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl sind grossmehrheitlich an die Arbeitsleistung gekoppelt. Dabei geht es nicht um Sinnhaftigkeit der Arbeit, sondern deutlich mehr um Quantität und Qualität. Es herrscht kein Bewusstsein dafür, dass Anspannung und Entspannung zusammengehören.

Besonders gefährdet sind Menschen in Führungspositionen und in selbstständigen Tätigkeiten, welche bezüglich Arbeitszeiten und geregelter Bezahlung (z. B. gewisse Anreizsysteme) weniger Kontrolle haben.

 

Wie sieht ein Verlauf meist aus?

  • Wie bei allen Süchten gibt es auch bei der Arbeitssucht eine schleichende Zunahme und heimliches Konsumieren (hier Arbeit). Private Interessen, Beziehungen und Pflichten geraten zunehmend in den Hintergrund.
  • Rechtfertigungen sind die Tagesordnung. Das Setzen von Prioritäten und die Abgrenzung fällt zunehmend schwerer. Arbeit staut sich an und kann nicht mehr bewältigt werden. Erste Erschöpfungssymptome sind feststellbar.
  • Trotzdem werden immer neue Aufgaben und Herausforderungen übernommen, gekoppelt mit der Sicht, dafür auch die ideale Person zu sein. Schwere Depressionen, Schuldgefühle, Angstzustände und Herz-Kreislauf-Störungen können auftreten.
  • Krankhafte Folgeerscheinungen treten auf, massive Einbrüche der Leistungsfähigkeit, manchmal Arbeitsunfähigkeit oder früher Tod.

 

Die Sucht beschränkt sich nicht nur auf die Arbeit

Nicht selten zeigt sich dieses getriebene Verhalten auch in anderen Lebensfeldern, beispielsweise in exzessivem Sport oder Essverhalten. Es ist gar nicht so einfach in unseren Breitengraden Arbeitssucht zu thematisieren, weil ausserordentliche Leistungen in der Regel positiv bewertet werden. Nur dank differenzierter Betrachtung gelingt es, das krankhafte Arbeiten herauszuschälen. Dabei bleiben die Übergänge, wie bei vielen psychischen Erkrankungen teilweise unscharf.

 

Wie kommt man aus der Spirale heraus?

  • Erkennen, dass eine Suchtgefährdung vorliegt.
  • Zeiträume dieses Verhaltens (Projekt von vier Wochen oder eher mehrere Monate) und Symptome (mehr oder weniger dauerhaft) korrekt einschätzen.
  • Umfeld einweihen und um konkretes Ansprechen bitten.
  • Freizeit, Treffen von Freunden usw. ebenso pflichtbewusst planen wie geschäftliche Dinge. Auch Ferien gehören zum Arbeitsalltag.
  • Arbeit nur in Ausnahmefällen mit nach Hause nehmen.
  • Sportliche oder andere Tätigkeiten bewusst von Leistung befreien.
  • Login-freie Zeiten schaffen, bewusst das Mobiltelefon ausschalten um nicht arbeiten zu können.
  • Sich der Frage widmen, woher ein gesundes Selbstwertgefühl sonst noch kommen könnte. Lernen, nein zu sagen und sich und anderen Fehler zu verzeihen. Bewusst auszuhalten, dass nie alles erledigt sein wird.
  • Es lohnt sich, fachliche Unterstützung beizuziehen.