In den letzten Jahren bin ich immer wieder mal auf Menschen gestossen, die offenbar genau wissen wie es geht. Unschön wurde es vor allem dort, wo Abhängigkeiten bestanden (Prüfungsexperten, Vorgesetztenfunktionen, etc.) Mein Artikel blendet absichtlich all jene Machtmenschen aus, die ihre Macht mit Sorgfalt, Empathie und viel Selbstreflexion und -kritik einsetzen. Auch nicht gemeint sind einfach Menschen mit Leadership-Fähigkeiten, Alphatiere oder Macher, sondern…

Es ist mir klar, dass dieser Text generalisierend und plakativ ausfällt. Weil es manchmal aber dient, durch Überzeichnung gewisse Dinge klarer wahrzunehmen, habe ich mich bewusst dafür entschieden.

 

Liste typischer Eigenschaften:

  • Wenig bis gar keine Selbstreflexion
  • Empathie = Fehlanzeige
  • Kommunikation spaltend, vergiftend und manipulativ
  • Rigide in der Lösungssuche
  • Stark um eigenen Ruf bemüht, Schuld anderen zuweisend
  • Abwertend, respektlos gegenüber anderen, sich selbst jedoch für «etwas Besseres» halten
  • Massiv überhöhtes Kontrollbedürfnis
  • Ziele skrupellos verfolgend
  • Produzieren als Führungskräfte überdurchschnittliche Fluktuationsraten, weil sich Mitarbeitende unter ihnen nicht entwickeln können
  • Reden wenig klar, denn Absichten sollen unklar bleiben
  • Gespür dafür, was andere wollen, was sie unzufrieden und unsicher macht (Theorie of Mind)
  • Drohung und Einschüchterung, besonders wenn es «eng» wird
  • Durch Argumente schlecht erreichbar
  • Besonders selektive Wahrnehmung
  • Andere arbeiten lassen, aber selbst auffallen und etwas vorweisen wollen
  • Information wird selektiv und egoistisch eingesetzt
  • Wollen unabhängig sein, aber andere von sich abhängig machen
  • Schenken Mitmenschen und Mitarbeitenden «nur» Aufmerksamkeit, wenn sie die Sache gut machen
  • Empfinden Emotionen als störend und nicht steuerbar
  • Definieren und dominieren Inhalte und Szenarien
  • Intransparentes, hektisches Verhalten
  • Schnell im Kontakte knüpfen, jedoch ohne zeitaufwändige Vertiefungen
  • Züge von exzessivem Verhalten (Sport, Ernährung usw.)
  • Wehren sich nicht gegen Werte, sind jedoch in der Umsetzen sehr grosszügig
  • Gegen Leitbilder und auch Codes of Conduct, Abmachungen usw. sind sie vordergründig selten, wo sie zum Einsatz kommen und wie sie interpretiert werden, darüber entscheiden sie meist selbst
  • Sind fassadär irritierend kooperativ, loyal und freundlich (Theorie of Mind)
  • Legen sich ungerne frühzeitig fest
  • Partnerschaftliche und partizipative Elemente werden gemieden

 

Prägendes Umfeld

Nicht selten sind es wohl Menschen, die nicht gerade in einem warmherzigen Umfeld gross geworden sind. Kampfbereitschaft, Drill und Durchsetzungsvermögen wurde bereits durch den Erziehungsstil der Eltern verstärkt. Anerkennung und Wertschätzung kam ihnen, wenn überhaupt, primär durch herausragende Leistung zu und Fehler sorgten für grosses Aufsehen.

Oder wie es Niki Lauda, der dreifache Formel-1-Weltmeister in einem Interview ausdrückte:

«Ohne den Widerstand des grossindustriellen Grossvaters, wäre ich wahrscheinlich nur ein mittelmässiger Rennfahrer geworden. Er hat die ganze Familie terrorisiert und mich behindert, wo er nur konnte.»

 

Macht zeigt wahre Natur

Michael Kraus und sein Forscherteam verliehen in einem Studien-Experiment den Teilnehmern Macht, indem diese lediglich über eine Zeit schreiben sollten, in der sie sich mächtig gefühlt haben. Das reichte demnach bereits, um das Machtempfinden der Probanden zu steigern. Die Veränderung der Persönlichkeit trat unmittelbar ein:

«Sozialere Teilnehmer wurden sozialer, egoistische wurden noch egoistischer.»
Pamela Smith, University of California San Diego

«Nicht die Macht an sich verdirbt den Menschen. Es ist nur so, dass Macht einfach unsere wahre Natur zum Vorschein bringt.»
Michael Kraus, Yale Universität

Oder in anderen Worten:

«Wissen gibt dir Macht, aber der Charakter schafft Respekt und Anerkennung.»
Bruce Lee

Was Machtmenschen nicht können, ist sich in die Lage von anderen zu versetzen. Ein weiteres Experiment sollte das erforschen: Teilnehmer wurden zunächst gefragt, ob sie sich als mächtig sehen oder nicht. Anschliessend sollten sie sich lediglich den Buchstaben E auf die eigene Stirn schreiben.

Erstaunlich: Jene, die sich als mächtiger angesehen haben, konnten den Buchstaben nicht so herum schreiben, dass vom Gegenüber richtig gelesen werden konnte.

 

Vakuum schafft Raum für Macht

Wirken können diese Menschen dort, wo andere ihre Verantwortung nicht übernehmen und von den mutlosen Letzteren «den zeitweiligen Machtverweigerern» gibt es sicher sogar mehr. Allen mit direkten Rückfragen geben Sie zu verstehen, dass Sie das Verhalten durchschaut haben. Hilfreich können auch Mitarbeiter-/Betriebsräte sein, leider aber mögen auch diese Gefässe nicht alle „ungesunden Machtmenschen“ auszufiltern.