Resilienz oder psychische Widerstandsfähigkeit ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen (so Wikipedia). Zudem jedoch auch, wie schnell die Regeneration nach einer belastenden Situation gelingt und solche traumatischen Erfahrungen als Motor zur Transformation zu Reife und Wachstum (Gruhl, 2014) werden können. Manchmal als psychisches und soziales Immunsystem beschrieben, nicht im Sinne von Abwehr von Krisen und Störungen, sondern als Prozess der Stärkung, Reifung und des Wachstums. Resilienz – erstmals 1820 verwendet, ist durch Training auch noch im Erwachsenenalter lernbar.

Als Gegenbegriff wird oft Verwundbarkeit (Vulnerabilität) aufgeführt – wobei gerade Verletzlichkeit offen macht für Anderes, so Schwäche in Stärke transformiert werden kann. Damit wird ersichtlich, dass bei aller Begeisterung um die Resilienz leicht Probleme des Konzeptes übersehen werden: Die Welt lässt sich einfach und dilemmafrei stabilisieren (Weiler, 2016); die Konzentration auf das Hier und Jetzt (Rungius et al., 2016) – darum auch mein Blogbeitrag zu Spiritualität und Resilienz; der Umgang mit dem Spannungsfeld Beständigkeit und Wandel; Trend zu mehr Eigenverantwortung und Flexibilität (Kemmerling und Bobar, 2016), usw. Bei der Resilienz in Organisationen kritisch zu beleuchten gilt es die Gefahr, dass Organisationen Verantwortungen wie Zielerreichung und Gesundheitsmanagement zu stark auf Individuen verlagern.

Verwandte Begrifflichkeiten sind die Entstehung von Gesundheit (Salutogenese), Widerstandsfähigkeit (Hardiness), Bewältigungsstrategie (Coping) und Selbsterhaltung (Autopoiesis).

 

Widerstandsfähigkeit aufbauen

Nebst den in der Forschung oft aufgeführten Faktoren, zeigte die Bertelsmann-Studie (2013), dass resiliente Menschen niedrige Neurotizismus-Werte haben, sie sind emotional stabil und gelassen. Irrelevant für die Resilienz ist die Persönlichkeitsachse Introversion-Extraversion. Zudem helfen Bezugspersonen, die mit hoher Stabilität und Kompetenz auf die Kinder eingehen, als Vorbilder, Rollenmodelle und Identifikationsfiguren ermutigen und einen gesunden Umgang mit Gefühlen zeigen. Nur wenn ich einsehe, dass es etwas zu lernen gibt, ich auch lernen will, bereit bin, Zeit zu investieren und an Veränderung glaube, kann Resilienz wirklich aufgebaut werden.

 

Vulnerabilitätsfaktoren (Behinderung dieser Entwicklung)

Chromosomenanomalien, chronische Erkrankungen, schwierige Temperamentsmerkmale (z. B. starke Intraversion), unsichere Bindung, geringe kognitive Fertigkeiten, Risikofaktoren wie niedriger sozioökonomischer Status, psychische Erkrankungen eines Elternteils, bildungsfernes Elternhaus, Erziehungsdefizite, häufige Umzüge.

 

Sorgsamer Umgang mit psychologischen Grundbedürfnissen

Die in der Resilienzforschung entscheidenden psychologischen Grundbedürfnisse des Menschen sind im Modell von Prof. Dr. Klaus Grawe folgendermassen umschrieben: Bindung zu anderen Menschen, Lustgewinn und Unlustvermeidung, Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz, Orientierung und Kontrolle und schliesslich Kohärenz, das Metabedürfnis nach Stimmigkeit und Sinn. Wir sind permanent daran, Kohärenz – also eine Balance – herzustellen. Das könnte beispielsweise bedeuten, gegen Kritik von Chef anzureden, um Entschuldigung zu bitten, einen neuen Job zu suchen, usw., um die Balance wieder herzustellen. Um die Verbindung von Resilienz und diesen Grundbedürfnissen noch etwas deutlicher zu machen, da noch ein Beispiel: Wenn Eltern ihren Kindern die Möglichkeit geben, Herausforderungen begegnen zu lernen (Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung), entwickeln sich die Resilienzfaktoren Selbstwirksamkeit und Zielorientierung.

 

Weitere spezifische Texte zum Thema Resilienz:

Spiritualität und Resilienz
Resilienz in sieben Faktoren
Resiliente Unternehmen